Rheinland-Pfalz-Monitor 2025. Auf einem Bildschirm ist eine Wahlurne abgebildet. Davor stehen viele Strichmännchen, die symbolisch ihre Meinung äußern.

Rheinland-Pfalz-Monitor 2025

 

Zweite Erhebung zur politischen Kultur im Land von Landtag und Universität Trier

Zum zweiten Mal nach 2023 liefert der „Rheinland-Pfalz-Monitor“ des Landtags Rheinland-Pfalz und des an der Universität Trier angesiedelten Trierer Instituts für Demokratie- und Parteienforschung umfangreiche Daten zur politischen Kultur in Rheinland-Pfalz. „Damit liegen erstmals auch Vergleichsdaten vor, die Entwicklungen aufzeigen“, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering bei der Vorstellung der ersten Ergebnisse Ende Oktober im Landtag Rheinland-Pfalz. Professor Uwe Jun, der wissenschaftliche Leiter der Studie, präsentierte die Ergebnisse im Detail.

„Ziel der repräsentativen Studie ist, auf wissenschaftlicher Basis und fortlaufend die politische Kultur und Demokratiezufriedenheit in Rheinland-Pfalz zu vermessen“, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering. Diese Daten hätten angesichts der zunehmenden Bedrohungen für die Demokratie eine ganz besondere Bedeutung. „Die Ergebnisse zeigen uns, wie es um die politische Kultur in unserem Bundesland bestellt ist, wie die Menschen im Land zur Demokratie stehen und welche Probleme für die Menschen derzeit am wichtigsten sind“, so Hendrik Hering.

Wichtigkeit von Erinnerungskultur/Zunehmender Antisemitismus und Radikalisierung

Erfreulich sei aus Sicht des Landtagspräsidenten, dass die große Mehrheit der Menschen in Rheinland-Pfalz weiterhin für die Demokratie einstehe und auch das politische Interesse gestiegen sei. Ermutigend sei auch, dass die Mehrheit es wichtig findet, sich mit den Verbrechen des Nationalsozialismus zu beschäftigen. „Als Landtag sehen wir uns als wichtiger Partner der Erinnerungskultur und Gedenkarbeit. In den vergangenen Jahren haben wir zahlreiche Projekte angestoßen, um das Gedenken zu fördern und weiterzuentwickeln, auch über Landesgrenzen hinaus. Denn Erinnerungskultur heißt nicht nur an das Geschehene zu erinnern und zu gedenken, sondern auch unsere Zukunft als demokratische Gesellschaft zu schützen und zu sichern“, sagte Hendrik Hering. Aus den Ergebnissen des jüngsten RLP-Monitors nehme man mit, noch gezielter Menschen anzusprechen, bei denen die Erinnerungskultur noch keinen so hohen Stellenwert besitze. Den Daten zufolge sind das eher Menschen mit niedrigerem Bildungsstand und geringerem Einkommen.

Als Bedrohung für die Demokratie und Schande für Deutschland sieht Hendrik Hering den zunehmenden Antisemitismus, der sich auch in den Daten des RLP-Monitors zeige. Ebenso bedenklich seien die zunehmenden Radikalisierungstendenzen insbesondere im rechtsextremen Bereich. Es sei die Aufgabe von Politik und Zivilgesellschaft, diesen Entwicklungen etwas entgegenzusetzen. Auch müsse der Staat besser darin werden, für die Belange der Menschen zu funktionieren und Entscheidungen transparenter zu machen.

Der RLP-Monitor sei laut Hendrik Hering langfristig angelegt, um Entwicklungen in der politischen Kultur in RLP auch über Jahre und idealerweise Jahrzehnte hinweg verfolgen zu können. „Dies ist auch wichtig, um RLP mit anderen Bundesländern vergleichen zu können, die ebenfalls langfristig solche Monitore durchführen“, so der rheinland-pfälzische Landtagspräsident.

Große Unterstützung für Demokratie/Wenig Zufriedenheit mit Funktionieren der Demokratie

Zentrale Ergebnisse des Rheinland-Pfalz-Monitors 2025 sind:

  • Die große Mehrheit der Menschen in RLP (> 90 Prozent) steht weiterhin für die Demokratie ein und unterstützt sie.
  • Gleichzeitig zeigen die Daten, dass die Menschen mit dem tatsächlichen Funktionieren der Demokratie in Deutschland weniger zufrieden sind.         
  • Die Gruppe der Menschen, die sehr rechte bis rechtsextreme Einstellungen vertritt, ist in den vergangenen zwei Jahren gewachsen und hat sich radikalisiert.
  • Wichtigste Themen sind Migration, Mobilität und Bildung. Als wichtigstes persönliches Thema wurde „Bezahlbarer Wohnraum“ genannt.
  • Antisemitismus hat zugenommen.
  • Antidemokratische Haltungen sowie Verschwörungsglaube werden stärker, grundlegende Werte der Demokratie zunehmend in Frage gestellt. Polarisierungstendenzen sind unverkennbar.
  • Die meisten Menschen in Rheinland-Pfalz finden es sehr wichtig, sich weiterhin mit den Verbrechen des Nationalsozialismus zu beschäftigen.

Die Daten zur aktuellen Studie wurden im Zeitraum vom 19. Mai bis 6. Juni 2025 erhoben. Dazu wurden zunächst Telefoninterviews durchgeführt. Die Auswertung erfolgte durch das Trierer Institut für Demokratie- und Parteienforschung. Befragt wurde die rheinland-pfälzische Bevölkerung ab 18 Jahren unter anderem zu ihrer Demokratiezufriedenheit, ihrer Identität und Problemwahrnehmung, ihren politischen Einstellungen, der Mediennutzung und zur Erinnerungskultur in Rheinland-Pfalz.

Professor Uwe Jun sagte: „Der zweite Rheinland-Pfalz-Monitor ermöglicht es erstmals, Entwicklungstendenzen zu erkennen. Durch den Vergleich mit den Daten aus dem ersten Monitor 2023 fällt auf, dass sich die politischen Einstellungen der Rheinland-Pfälzerinnen und -Pfälzer nicht gleichermaßen in eine Richtung entwickeln. Die kollektive Stimmung wird weder einheitlich besser noch schlechter. Viel mehr ist das Bild differenzierter. Während die Institutionenzufriedenheit etwas zugenommen hat und die bisherige politische Entwicklung im Land als eher positiv wahrgenommen wird, sind Zukunftssorgen und Zukunftspessimismus gewachsen. Besonders am politisch rechten Rand steigen Unzufriedenheiten und antidemokratische Einstellungen merklich. Wie auch im letzten Monitor erkennen wir, dass vor allem Menschen mit formal niedrigerer Bildung und niedrigerem Einkommen sich in vielerlei Fragen unzufrieden, sorgevoller und zum Teil auch radikaler zeigen. Insgesamt zeigt der zweite Rheinland-Pfalz-Monitor aber eine Kontinuität der hohen prinzipiellen Unterstützung der Demokratie und einer nach wie vor selbstbewussten demokratischen Kultur. Mit den längerfristigen Messungen können wir zunehmend besser ein schärferes Bild der politischen Kultur in Rheinland-Pfalz zeichnen und auf Problemlagen ebenso hinweisen wie auf Stärken und Verbesserungen.“

Veröffentlichung der Ergebnisse:

Eine Übersicht über alle ersten Ergebnisse findet sich unter folgendem Link:
Link zur Übersicht der ersten Ergebnisse

Hintergrund:

Prof. Dr. Uwe Jun:

Prof. Dr. Uwe Jun ist Geschäftsführender Direktor des Trierer Instituts für Demokratie- und Parteienforschung und Inhaber des Lehrstuhls für Westliche Regierungssysteme an der Universität Trier. Seit 2005 ist Jun Professor für Politikwissenschaft (Politisches System der Bundesrepublik Deutschland) an der Universität Trier. Von 2011 bis 2017 war er außerdem Dekan des Fachbereichs III. Seit 2009 war er häufig zu Lehraufenthalten an der Södertörns Högskola in Stockholm/Schweden. Davor hat er an den Universitäten Göttingen, Würzburg, Freie Universität Berlin und Potsdam sowie an der Harvard University/USA gelehrt und geforscht. Jun ist Sprecher des Arbeitskreises Parteienforschung der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft und Herausgeber der Reihen „Parteien in Theorie und Empirie“ und der „Schriftenreihe Politik und Kommunikation“ (letztere mit Manuela Glaab).

Trierer Institut für Demokratie- und Parteienforschung (TIDuP):

Das Anfang 2021 gegründete TIDuP beschäftigt sich mit der Analyse demokratischer Systeme, Strukturen und Prozesse in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft auf regionaler, nationaler, europäischer und globaler Ebene. Kernthemen der Forschung sind Fragen der Transformation von und Herausforderung für Legitimität und Leistungsfähigkeit der Demokratien im 21. Jahrhundert auf den unterschiedlichen Ebenen. Das Institut erforscht diese unter fünf wesentlichen Gesichtspunkten: 1. Parteiendemokratie und institutioneller Wandel in Deutschland und Europa 2. Veränderungen von Öffentlichkeit, Repräsentation und Partizipation auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene 3. Demokratie innerhalb von regionalen, nationalen und trans- wie internationalen Organisationen 4. das Verhältnis autoritärer Wertesysteme und demokratischer Politik einschließlich des internationalen Systemwettbewerbs und 5. Aspekte der Vermittlung von demokratischen Werten in unterschiedliche gesellschaftliche Bereiche (u. a. Schulen).


Veröffentlichung der Ergebnisse

 
Weitere Rheinland-Pfalz-Monitore:

Kontakt

Franca Schreiber
Telefon 06131 208-2530
E-Mail Franca Schreiber

Projektdurchführung

Universität Trier
Trierer Institut für Demokratie- und Parteienforschung (TIDuP) 
Link zur Website des TIDuP

Projektteam:
Prof. Dr. Uwe Jun
Marius  Minas
Oliver Drewes
Link zur Infoseite von Prof. Dr. Uwe Jun

Veröffentlichung der Ergebnisse